Wenn ich’s mir ganz einfach machen wollte
mit dieser Rezension, würde ich schreiben: Siehe Dampfross und siehe
Tracks to Telluride bzw. Colorado Rails. Etwas sorgfältiger will ich
aber meiner Aufgabe doch nachgehen, wobei mit dem Hinweis auf die genannten
Spiele allerdings tatsächlich das Wesentliche gesagt ist. Das hinlänglich
bekannte Dampfross-Prinzip wird hier insofern variiert, als das bekannte
Sechseckraster fehlt. Dafür ist Österreich in viele unregelmäßig
geformte Gebiete aufgeteilt, deren jeweilige farbige Umrandung die Geländeart
und damit die Baukosten verdeutlicht. Auch der eigentliche Streckenbau
(mit farbigen Wachsmalstiften) geschieht nicht auf die übliche Weise
- statt Linien zu ziehen, markiert man lediglich kleine Kreise in den jeweiligen
Gebieten.
Das geht zwar zunächst etwas auf Kosten der Übersichtlichkeit,
ist allerdings nach kurzer Gewöhnungsphase kein Negativfaktor, bietet
aber andererseits die nicht uninteressante Möglichkeit der Blockade,
da die Kreise (= Strecken) in den jeweiligen Gebieten in logischerweise
begrenzter und unterschiedlicher Anzahl vorhanden sind. Sind alle Kreise
eines Gebietes markiert, kann dort kein anderer Spieler mehr bauen. Die
Baukosten sind, auch das ein nicht uninteressanter Aspekt, nicht nur vom
Gelände abhängig, sondern auch von der Anzahl gebauter Strecken
pro Bauphase eines Spielers. Je mehr, um so teurer - klar. Man darf auch
doppel- bzw. mehrgleisig bauen, d. h. zwei oder mehrere Kreise eines Gebietes
für sich in Anspruch nehmen, was Vorteile bei der Ausführung
der Aufträge mitsichbringt. Das sind kleine Kärtchen, die zwei
Orte nennen und für den fiktiven Transport zwischen diesen beiden
Gebieten eine bestimmte Summe Geld zahlen. Haben mehrere Spieler eine „Linie“
zwischen diesen Orten, gibt die kürzere Strecke bzw. Doppelgleisigkeit
oder auch Zweigleisigkeit (nicht mit Doppelgleisigkeit zu verwechseln!)
den Ausschlag, wer den Transporterlös (= das Geld) erhält. Jeder
Spieler kann höchstens vierzig Strecken (= Kreise) bauen, und wenn
der erste Spieler eine bestimmte Geldsumme zusammengefahren hat, ist er
damit der Eisenbahnkönig Österreichs und beendet das Spiel. Daß
das österreichische Autorenteam die Regeln aus dem amerikanischen
übersetzt hat, wie es die Regel selbst angibt, mutet seltsam an, läßt
aber ahnen, daß John Bohrer von Winsome Games das Spiel nicht nur
verlegt, sondern zumindest auch überarbeitet hat, was die Affinität
zu Colorado Rails (statt dort Minen auszubeuten, werden hier einfache Transporte
von A nach B verlangt) erklärt.
Man kann das Spiel so oder so sehen: Sicher keine wesentliche Bereicherung
des Spieleangebotes, aber eine nette Variante der Dampfrails und damit
zumindest für Freunde dieser Spiele - und davon solls ja einige geben
- eine nicht uninteressante Angelegenheit. Obwohl eine gewisse Strategie
zwar gefragt ist, kann ich die Charakterisierung als „Schach der Eisenbahnspiele“
(lt. Regel) aber nicht nachvollziehen - trotzdem werde ich mich mal um
die angebotenen kostenlosen Regelerweiterungen und Optionen bemühen.
Trainsport: Austria ist zügig zu spielen, dauert ca. 1 - 2 Stunden
und ist insgesamt eine runde Sache, womit ich nicht nur die mittlerweile
typische (neben der Verpackung im Ordner) Winsome Manier der Verpackung,
also in einer Rolle, meine. Auch typisch Winsome und vorbildlich: Alle
wichtigen Angaben befinden sich auf dem Spielplan, sogar zweisprachig.